10. Mai 2023 | Die PCK Raffinerie Schwedt und die Enertrag SE haben eine Projektstudie zur Dekarbonisierung des Standortes Schwedt vorgelegt. Künftig soll die ostdeutsche Raffinerie vor allem grünen Wasserstoff produzieren und weiterverarbeiten.
Bis 2045 soll die Raffinerie Schwedt Wasserstoff per Pipeline aus der Region beziehen, selbst produzieren und vertreiben sowie in synthetische Kraftstoffe (e-Methanol, e-Kerosin) und andere chemische Produkte weiterverarbeiten. Mehrere Mio. Tonnen sollen so jährlich produziert werden. Dies könne die Versorgung Ostdeutschlands mit grünen Raffinerieprodukten langfristig sichern.
Umwandlung von Wasserstoff zu synthetischen Kraftstoffen
Die Endprodukte umfassen (neben grünem Wasserstoff):
2 Mio. t/a Flugkraftstoff, Methanol und High-Value-Chemicals
1 Mio. t/a Biodiesel, Bioethanol, Biomethan
Grüne Wärme für die Stadt Schwedt
6-10 TWh Fahrplanstrom für den Stromsektor
Der Transformationsprozess soll schrittweise bis 2045 erfolgen, indem die CO₂-freie Produktion sukzessive aufgebaut wird. In der ersten Ausbaustufe werde ein 300 MW Elektrolyseur den Dekarbonisierungsprozess der PCK einläuten.
Bereits bis Ende 2027 ist nach Angaben der Projektpartner eine Wasserstoffproduktion von mehr als 30.000 t pro Jahr mit einer Elektrolyseleistung von 400 MW möglich. Bis 2030 sollen die eigene Wasserstoffproduktion auf 160.000 t/a und die Wasserstoff-Weiterverarbeitung auf 240.000 t/a anwachsen. Das entspricht circa 20 % der in der nationalen Wasserstoffstrategie vorgesehenen Elektrolyseleistungen.
15 Mrd. € Investitionen geplant
Insgesamt seien Investitionen in Höhe von 15 Mrd. Euro für den Standort und die Region vorgesehen. Ein gemeinsames Projektteam aus technischen Experten beider Unternehmen hatte die zugrundeliegenden Analysen und Berechnungen erstellt.
Ralf Schairer, Sprecher der PCK-Geschäftsführung und Dr. Gunar Hering, Vorstandsvorsitzender von Enertrag, betonten bei der Vorstellung der Projektstudie “HyPE+”, dass die PCK Raffinerie Schwedt beste Voraussetzungen für eine Versorgung mit alternativen Kraftstoffen und CO₂-neutralen chemischen Produkten biete. Das Konzept sieht vor, parallel zum laufenden Raffinerie-Betrieb einen “Erneuerbare-Energien-Chemie-Kraftstoff-Verbund” zu etablieren.
Die Erfolgsbedingungen für eine Standorttransformation lägen vor: Qualifizierte Arbeitskräfte sowie Standortpotentiale für Erneuerbare Energien. Zudem bestehe Zugang zu Fördermitteln, auch für die Wasserstoff-Finanzierung. Überdies verfüge Schwedt über notwendige Infrastrukturvoraussetzungen wie die geringe Distanz zur geplanten Wasserstoff-Pipeline (Flow-Projekt) und damit Zugang zu H₂-Importhäfen und Abnehmern.
Langfristige Standort- und Arbeitsplatzsicherung
Das integrierte Verbundkraftwerk soll in der finalen Ausbaustufe erneuerbaren Strom und Wasserstoff produzieren und neue Arbeitsplätze schaffen. Die regionale Stromversorgung stärke lokale Wertschöpfung und Versorgungssicherheit. Kommunen könnten zudem durch den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien von der finanziellen Beteiligung an der Wertschöpfung der Wind- und Solaranlagen nach §6 EEG profitieren.
Doch Schairer und Hering betonten auch: Die Dekarbonisierung des Standortes Schwedt ist an mehrere Erfolgsvoraussetzungen geknüpft. Die Unternehmensvertreter plädieren u.a. für ein politisches Bekenntnis zur langfristigen Sicherung von Schwedt als Produktionsstandort. Dazu bedarf es stabiler Investitionsbedingungen in Form von attraktiven und konsistenten regulativen Voraussetzungen sowie die Bereitstellung von Fördermitteln, um zum europäischen und internationalen Wettbewerb aufzuschließen, verbunden mit dem Abbau von Hürden in Genehmigungsprozessen beim regionalen Ausbau erneuerbarer Energie.
Eine erste Transformationsstudie zum Standort Schwerdt hatten drei Fraunhofer Institute in Zusammenarbeit mit dem BMBF im November vorgelegt. Mehr dazu hier.
(Quelle: Enertrag/2023)
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