13. Mai 2022 | Angesichts des Kriegs in der Ukraine hat die Europäische Kommission REPowerEU veröffentlicht. Dieser Plan sieht den Ausstieg aus der Einfuhr fossiler Brennstoffe aus Russland deutlich vor 2030 vor und soll die Widerstandsfähigkeit des europäischen Energiesystems erhöhen. Er zielt darauf ab, die europäische Gasversorgung zu diversifizieren und die Einführung von erneuerbaren Gasen und Wasserstoff in Europa zu beschleunigen. Dazu benötigt Europa ein Wasserstoffnetz, das in einer gemeinschaftlichen Planung mit anderen Energieinfrastrukturen dafür sorgt, dass nachhaltige Energie in Europa an die richtigen Stellen kommt.
Hierzu haben die europäischen Fernleitungsnetzbetreiber den European Hydrogen Backbone (EHB) entwickelt. Seit der ersten Veröffentlichung eines europäischen Wasserstoffnetzes im Jahr 2020 wurde der EHB stetig weiterentwickelt. Angefangen bei elf Netzbetreibern aus zehn europäischen Ländern, umfasst der EHB nun 31 Infrastrukturbetreiber aus 28 Ländern.
Die EHB-Vision für 2030
Auf Grundlage einer Analyse der Produktionspotenziale, der Nachfragezentren und der Einschätzungen der Fernleitungsnetzbetreiber werden sich bis 2030 bis zu fünf Versorgungskorridore in Europa entwickeln. Die Verbindung der Regionen, in denen große Potenziale zur Herstellung von grünem Wasserstoff vorhanden sind, mit den Wasserstoffverbrauchern in der Mitte Europas wird zunehmend an Bedeutung gewinnen, da sich der Einsatz von Wasserstoff im Verkehrs-, Industrie-, Wärme- und Energiesektor beschleunigt. Dies führt dazu, dass die Nachfrage das Angebot in Regionen mit begrenztem Potenzial zur Erzeugung erneuerbarer Energien übersteigt. Die aktualisierte EHB-Vision für 2030 zeigt, dass die europäischen Fernleitungsnetzbetreiber bereit sind, die zur Erreichung der REPowerEU-Ziele erforderliche Infrastruktur bereitzustellen.
Die fünf Hauptversorgungsrouten im Überblick
Südeuropa
In Südeuropa wird ein Korridor entstehen, der die Produktion in Nordafrika über Italien mit Mitteleuropa verbindet. Umgestellte Erdgasleitungen in Italien, Österreich, der Slowakei und der Tschechischen Republik importieren so grünen Wasserstoff aus Nordafrika nach Mitteleuropa importiert. So wird kostengünstiger grüner Wasserstoff zur Dekarbonisierung der bestehenden Industrien entlang der Transitstrecke sowie der in Bayern, im Rhein-Main-Gebiet und im Rheinland bereitgestellt.
Iberische Halbinsel
Ein weiterer Korridor wird für den Import aus Spanien entstehen. Eine neue Pipelineverbindung zwischen Spanien und Frankreich ermöglicht eine stabile Versorgung der Abnehmer in der Region. Diese Route kann eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung der regionalen Industrie- und Verkehrsökosysteme in Spanien und Frankreich spielen und Wasserstoff zu geringen Kosten in die Nachfragezentren in Deutschland liefern. Längerfristig kann so auch der Zugang zu Wasserstoff aus Marokko ermöglicht werden.
Nordsee
In der Nordsee entsteht die dritte Route. Sie basiert auf Offshore-Windkraftanlagen, großen integrierten Wasserstoffprojekten und Schiffsimporten von Wasserstoffderivaten wie Ammoniak, Methanol und Flüssigwasserstoff. Sie deckt die Nachfrage rund um die Industriecluster von Rotterdam, Zeebrügge, Antwerpen, Wilhelmshaven und Le Havre. In Deutschland erschließt leitungsgebundener Transport Wasserstoffcluster im Nordwesten, im Ruhrgebiet und im Osten. Diese sind durch den EHB mit anderen nordwesteuropäischen Ländern vernetzt.
Nordisch-baltische Route
Ein zusätzlicher Versorgungskorridor verbindet die nordische und baltische Wasserstoffproduktion mit dem übrigen Europa. Er baut auf regionalen Netzen rund um Industriecluster in den Regionen Jütland, Göteborg und der Bottnischen Bucht auf. Dank des großen Onshore- und Offshore-Windpotenzials können hier zahlreiche Stahl- und E-Kraftstoff-Projekte in den nordischen Ländern versorgt werden. Da dieser Korridor größtenteils aus neu gebauten Pipelines bestehen wird, hängt die Entwicklung dieser Route bis 2030 insbesondere von der Geschwindigkeit und Effizienz der Genehmigungs- und Planungsprozesse in den betreffenden Regionen ab.
Ost- und Südosteuropa
In Ost- und Südosteuropa entsteht der fünfte Korridor, der Wasserstoffabnehmer in Mitteleuropa mit Regionen mit großen Potenzialen an erneuerbaren Energien in Ländern wie Rumänien, Griechenland und der Ukraine verbindet. Diese Regionen haben beste Voraussetzungen für Wasserstoffproduktion und -transport. Indes bestehen entlang dieser Route große Unsicherheiten bezüglich der die Entwicklung der künftigen Erdgasströme.
(OGE/2022)
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