08.07.2021 Ab 2022 soll am weltweit drittgrößten Luftfahrtstandort Hamburg der Einsatz von Wasserstoff in der Luftfahrt erprobt werden. Gefördert von der Hansestadt Hamburg wird Lufthansa Technik zusammen mit dem DLR, dem ZAL sowie dem Hamburg Airport in den kommenden zwei Jahren umfangreiche Wartungs- und Bodenprozesse im Umgang mit der Wasserstofftechnologie konzipieren und erproben. Dazu wird auf der Hamburger Lufthansa-Technik-Basis ein Flugzeug der Airbus-A320-Familie zum stationären Labor umgebaut.
Flüssiger Wasserstoff (LH2) wird in den Entwicklungsabteilungen der großen Flugzeughersteller immer konkreter als nachhaltig produzierbarer Kraftstoff für zukünftige Generationen von Verkehrsflugzeugen ins Auge gefasst. Um die Auswirkungen des Einsatzes von LH2 auf Wartungs- und Bodenprozesse schon frühzeitig zu untersuchen, bündeln Lufthansa Technik, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung (ZAL) und der Hamburg Airport nun ihre umfangreiche praxisnahe und wissenschaftliche Expertise. Ziel ist es, gemeinsam einen Demonstrator zu entwickeln und ab 2022 zu betreiben.
Ausarbeitung des Konzepts
Ziel der Partner ist es, in der ersten Phase des Projekts bis Ende 2021 die dringendsten Entwicklungsfelder für die genauere wissenschaftliche Betrachtung zu identifizieren und auf dieser Basis das Konzept für die anschließende praktische Erprobung auszuarbeiten.
Die praktische Umsetzung des Konzepts beginnt ab Anfang 2022 und sieht die Modifikation eines ausgemusterten Flugzeugs der Airbus-A320-Familie vor. Dieses wird mit einer LH2-Infrastruktur ausgestattet, um auf der Hamburger Lufthansa-Technik-Basis als voll funktionsfähiges Reallabor zu fungieren. Parallel dazu entsteht beim DLR eine virtuelle Umgebung, mittels der eine digitale und hochgenaue Abbildung der zuvor festgelegten Entwicklungsfelder erreicht werden soll. Die neue Entwicklungsplattform soll durch parametrierte und hochgenaue virtuelle Modelle Impulse für den Design-Prozess der nächsten Flugzeuggeneration liefern.
“Die Flugzeuge der Zukunft sind leichter, effizienter und fliegen mit alternativen Antriebskonzepten. Wasserstoff wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Wir müssen rechtzeitig detailliert lernen, welche Anforderungen der Realbetrieb mit Wasserstoff am Boden für Flugzeuge und Wartung bereithält”, sagte Dr. Markus Fischer, DLR-Bereichsvorstand Luftfahrt. “Mit diesen Daten und Erfahrungen entwickeln wir im Projekt digitale Modelle für Bodenprozesse. Diese digitalen Prozess-Zwillinge können dann direkt im Entwurf zukunftsweisender und gleichzeitig praktikabler Flugzeugkonfigurationen eingesetzt werden.”
Synergien nutzen
Lufthansa Technik wird vor diesem Hintergrund vor allem seine große operative Expertise bei der Instandhaltung und Modifikation von Verkehrsflugzeugen in das Vorhaben einbringen und kann durch den engen Kontakt zu Airlines auf der ganzen Welt auch die Kundenperspektive einfließen lassen. Das DLR wird seine langjährige und sektorübergreifende Erfahrung mit Wasserstoff ergänzen und den Schwerpunkt auf die Entwicklung der virtuellen Umgebung legen. Das ZAL beteiligt sich darüber hinaus mit seinem großen Know-how auf dem Gebiet der Brennstoffzellentechnik und deren digitaler Prozessabbildung. Der Hamburg Airport als assoziierter Partner wird vor allem seine Erfahrungen aus der Betreibersicht beisteuern, beispielsweise in der Definition von Anforderungen an den Bodenabfertigungsprozess zukünftiger LH2-betriebender Flugzeuge.
Michael Eggenschwiler, Vorsitzender der Geschäftsführung am Hamburg Airport, sagte: “Klimafreundliches Fliegen mit Wasserstoff-Technologie ist nur möglich, wenn auch die Infrastruktur am Boden optimal passt. Hier ist eine enge Abstimmung gefragt, und wir als Flughafen freuen uns, unser Know-how in diesem wichtigen Projekt beisteuern zu können: von Fragen der Lagerung über die Distribution bis hin zum Betankungsprozess auf dem Vorfeld. Auch am Flughafen setzen wir bei unseren Bodenverkehren auf Wasserstoff als Technologie der Zukunft. Dieses Projekt bietet uns die Chance, Synergieeffekte zwischen gasförmigem Wasserstoff, wie er beispielsweise für die Betankung unserer Gepäckschlepper genutzt wird, und flüssigem Wasserstoff für die Flugzeug-Betankung zu identifizieren und bestmöglich zu nutzen.”
(Quelle: Hamburg Marketing)
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